27.10.2025 | 05:45
Turbulenzen im Biotechsektor – BioNTech, CureVac, Moderna, Vidac Pharma
Nach der stetigen Eskalation im Handelskrieg der beiden führenden Wirtschaftsnationen der Welt, USA und China, meldete der US-Finanzminister Scott Bessent, dass er zuversichtlich bezüglich des Treffens beider Staatschefs ist. Die Präsidenten Trump und Xi Jinping treffen sich in Malaysia, um eine Einigung im Handelsstreit zu erzielen und den Handelskonflikt idealerweise auch beizulegen. Die Vorgespräche der Unterhändler beider Staaten seien laut Bessent „konstruktiv, tiefgehend und weitreichend“ gewesen. Während dieses Treffen die mediale Aufmerksamkeit auf sich zieht, beachten die Investoren derzeit noch nicht den Umschwung im Biotech-Sektor.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Alfred Laugeberger
ISIN:
US09075V1026 , US60770K1079 , GB00BM9XQ619 , NL0015436031
Vidac Pharma setzt neue Maßstäbe
Das biopharmazeutische Unternehmen Vidac Pharma (WKN: A3DTUQ, ISIN: GB00BM9XQ619, Ticker: T9G) rückt mit seinen innovativen Krebstherapien verstärkt in den Fokus der Branche. Besonders die beiden Wirkstoffkandidaten VDA 1102 (Tuvatexib) und VDA 1275 gelten als vielversprechende Hoffnungsträger im Kampf gegen verschiedene Tumorarten und befinden sich bereits in der klinischen Erprobung. Seit 2024 profitiert Vidac Pharma in den USA von einem erweiterten Patentschutz, der beim US–Patent- und Markenamt (USPTO) eingetragen wurde. Die Schutzrechte decken nicht nur die Behandlung von Metastasen bei Gebärmutterhals-, Dickdarm- und Lungenkrebs ab, sondern auch die Anwendung bei Prostata- und Bauchspeicheldrüsenkarzinomen. Dieser breit gefächerte Patentschutz sichert dem Unternehmen einen strategischen Vorsprung an den wichtigsten Märkten im Gesundheitssektor.
Der zentrale Ansatzpunkt von Vidac Pharma ist auf den Warburg-Effekt abgestellt, denn für Krebszellen charakteristisch ist die Hyperglykolyse - die verstärkte Glukoseverwertung. Die Forscher von Vidac Pharma versuchen, den VDAC1-Kanal zu öffnen und wollen dadurch den programmierten Zelltod für Krebszellen wieder in Gang setzen. Die angestrebte Beeinflussung des Zellstoffwechsels bei Krebserkrankungen wird in wissenschaftlichen Kreisen zunehmend gewürdigt. So erschien erst in diesem Jahr eine wissenschaftliche Studie im Cancer Biology & Medicine, welche das therapeutische Potenzial einer Intervention in die Mitochondrienfunktion bei der Krebsbehandlung und explizit den Ansatz von Vidac Pharma beachtet.
Einen nächsten Meilenstein erreichte das Unternehmen auch zum Monatswechsel Oktober. Das USPTO erteilte eine Zulassungsmitteilung für das US-Patent mit dem Titel Verwendung von Hexokinase-2/Mitochondrien-abspaltenden Verbindungen zur Behandlung von Hexokinase-2 (HK2)-exprimierenden Krebsarten. Mit dieser Zulassung werden die geistigen Eigentumsrechte von Vidac Pharma erheblich gestärkt. Sie deckt mehrere Wirkstoffklassen, verschiedene Formulierungen und diverse Krebsindikationen ab. Dadurch festigt das biopharmazeutische Unternehmen seine Spitzenposition in der Entwicklung von Therapeutika für den Tumormetabolismus.
Herr Prof. Max Herzberg kommentierte die Zulassung des USPTO wie folgt: „Diese Patentzulassung ist ein wichtiger Meilenstein für Vidac und stärkt unser IP-Portfolio im Bereich der Onkologie erheblich. Der breite Schutzumfang spiegelt die Neuartigkeit und das Potenzial unseres Ansatzes der mitochondrialen Zielorientierung wider und positioniert Vidac an der Spitze der Krebstherapeutika, die auf den Stoffwechsel abzielen. Die Rolle "gesunder" Mitochondrien bei der Bekämpfung von Krebs ist derzeit ein heiß diskutiertes Thema: Vidac heilt die Blockade des programmierten Zelltods in Krebszellen, indem es den Warburg-Effekt umkehrt und die Tumormikroumgebung (TME) wieder immunfreundlich macht.“
BioNTech setzt CureVac Übernahme um
Das Biotechunternehmen BioNTech (WKN: A2PSR2 | ISIN: US09075V1026 | Ticker-Symbol: 22UA) setzt derzeit die im Juni 2025 bekannt gegebene Übernahme des Wettbewerbers CureVac (WKN: A2P71U | ISIN: NL0015436031 | Ticker-Symbol: 5CV) um. In der abgelaufenen Woche startete das milliardenschwere Umtauschangebot für CureVac Aktien. Hierbei erhält jeder CureVac-Aktionär je Aktie eine Zahlung von 5,46 USD. Das entspricht einer Bewertung von CureVac von 1,25 Mrd. USD. Dieses Angebot können die Aktionäre bis zum 3. Dezember 2025 annehmen, denn dann endet die Offerte.
BioNTech will wenigstens 80 % der ausstehenden Aktien von CureVac angedient bekommen, damit im Anschluss die vollständige Integration in den Konzern umgesetzt werden kann. BioNTech stärkt damit seine mRNA-basierte Krebsimmuntheraphiesparte und will diese in den kommenden Jahren weiter ausbauen.
Moderna unter Druck
In der vergangenen Woche musste das Unternehmen Moderna (WKN: A2N9D9 | ISIN: US60770K1079 | Ticker-Symbol: 0QF) einen herben Rückschlag einstecken. Wie das Unternehmen am vergangenen Mittwoch nach Börsenschluss mitteilte, hat der Zytomegalie-Virus-(CMV)-Impfstoffkandidat mRNA-1647 den primären Wirksamkeitsendpunkt der Phase-III-Studie verfehlt. Der eingesetzte Wirkstoff enttäuschte bei der Wirksamkeit gegen die primäre CMV-Infektion bei gesunden Frauen, denn die Schutzwirkung stellte sich je nach Falldefinition nur bei 6 % bis 23 % der Studienteilnehmer ein.
Infolgedessen stellte Moderna das klinische Entwicklungsprogramm für angeborene (kongenitale) CMV ein. Da es sich hierbei um die häufigste angeborene Virusinfektion durch Übertragung des CMV in der Schwangerschaft auf das ungeborene Kind handelt, war die Hoffnung der Marktteilnehmer groß, dass der Wirkstoff die Marktreife erreicht. Wermutstropfen bei der Studie an 7.500 Frauen im Alter von 16 bis 40 Jahren war die gute Verträglichkeit des Wirkstoffes. Nun plant Moderna zumindest, den Wirkstoff mRNA-1647 in der laufenden Phase-II-Studie bei Knochenmarktransplantationen weiter zu untersuchen. Hier könnte der Wirkstoff ggf. eine Reaktivierung des Virus unterdrücken und somit krankheitsbedingte Komplikationen verhindern.
Fazit
Während Vidac Pharma weitere Fortschritte in der Krebsbekämpfung erzielte, musste Moderna einen nächsten Rückschlag verdauen. Daher tut sich die Aktie von Moderna noch recht schwer und befindet sich weiterhin in der Bodenbildungsphase, während Vidac Pharma nach einer sechsmonatigen Seitwärtsphase zu einer nächsten Kursrally ansetzen könnte. Die Aktie von BioNTech war in den letzten 18 Monaten sehr volatil und schwankte mehrfach in dem Korridor zwischen 70 EUR und 125 EUR hin und her. Mit derzeit 90 EUR ist die Aktie noch mitten in dieser Preisspanne gefangen, könnte aber mit der erwarteten Integration von CureVac in die Konzernstruktur ein neues Kapitel in der Bewertung aufschlagen.