18.09.2024 | 05:45
Rücksetzer kaufen, Buy the Dip – BASF, OMV, Saturn Oil + Gas Aktie
Nach den beiden Monatsanfangsverkäufen im August und September diesen Jahres sind die Börsen längst wieder auf neue Allzeithochs angestiegen oder diese stehen unmittelbar bevor. Die Rezessionsängste sind scheinbar verflogen und wer die Rücksetzer gekauft hat, der steht teils ordentlich im Plus. Bei so viel Unsicherheit im Markt stehen viele Marktteilnehmer noch an der Seitenlinie und werden durch die steigenden Kurse immer stärker unter Zugzwang gesetzt. Sollte das Kapital von der Seitenlinie nach dem kommenden Zinsentscheid der FED wieder in den Markt kommen, könnten sich die derzeitigen Kursanstiege weiter beschleunigen.
Lesezeit: ca.
4 Minuten.
Autor:
Alfred Laugeberger
ISIN:
DE000BASF111 , AT0000743059 , CA80412L8832 , GB00BMBVGQ36
OMV mit Heraufstufung
Der österreichische Erdöl- /Erdgas- und Petrochemiekonzern OMV (WKN: 874341 | ISIN: AT0000743059 | Ticker-Symbol: OMV) hat in den vergangenen Jahren schlechter performt als seine europäischen Wettbewerber. Grund dafür war vor allem die Schwäche im Petrochemie Geschäft, das in den letzten drei Jahren unter erheblichem Druck stand. Für die Analysten der UBS ist das aber eine attraktive Chance, die es zu nutzen gilt. Hervorzuheben sind hier u. a. die hohen jährlichen Ausschüttungen. Bezogen auf den aktuellen Aktienkurs entsprechen diese einer 12,3 % Dividendenrendite.
Der UBS-Analyst Joshua Stone zeigt sich für die Zukunft des Konzerns optimistisch und OMV sollte bald aus der Schwächephase herauskommen. Daher stuft die UBS die Aktie von „Neutral“ auf „Kaufen“ und hebt das Kursziel um satte 25 % auf 45,00 EUR an. Stone äußerte sich dazu wie folgt: „OMV hat in den letzten drei Jahren eine Underperformance von 50 % gegenüber dem Sektor verzeichnet, aber es gibt Anzeichen für eine Erholung." Er erwartet eine Erholung im Chemiesektor, so dass dieser bis 2026 um 30 % pro Jahr wachsen könnte.
Saturn Oil & Gas Cashflowstark
Das Erdöl- und Erdgasunternehmen Saturn Oil & Gas (WKN: A3C9X6 | ISIN: CA80412L8832 | Ticker: SMKA) gehörte in den letzten Jahren zu den am stärksten wachsenden Unternehmen des Öl- und Gassektors in Kanada. Mit einem Produktionsvolumen im Jahr 2023 von ca. 13.000 Barrel Öläquivalente am Tag (BOEpd) konnte das größere Unternehmen Ridgeback mit 17.000 BOEpd für 525 Mio. CAD übernommen werden. Damit stieg die Produktion auf 30.000 BOEpd an.
Bereits Anfang 2024 schlug das Unternehmen bei VEREN Partnership (ehemals Crescent Point Resources) zu. Von diesem wurden benachbarte Bohrgrundstücke im Süden der kanadischen Provinz Saskatchewan, mit einer täglichen Förderquote von ca. 13.000 Barrel-Öl-Äquivalente (BOE), abgekauft. Finanziert wurde der Kauf mit einer Eigenkapitalerhöhung i. H. v. 100 Mio. CAD sowie einer 650 Mio. USD (ca. 885 Mio. CAD) Anleihe, die mit 9,625 % p. a. für die nächsten 5 Jahre verzinst wird.
Gleichzeitig konnte mit dieser Transaktion das bisherige, mit ca. 17 % p. a. hochverzinste Fremdkapital von Michael Dells Family Office abgelöst werden. Durch diesen Schachzug wurde die tägliche Produktionsmenge nochmal um gut 40 % erhöht und gleichzeitig der Zinssatz um über 40 % gesenkt. Die deutlich reduzierten Kapitalkosten setzen nun bereits einen merklich höheren monatlichen Cashflow frei. Die freie Liquidität im abgelaufenen zweiten Quartal legte um 13 Mio. CAD zum Vorjahr auf 66,1 Mio. CAD zu und die Nettoverschuldung lag zum 30. Juni 2024 bei 792,2 Mio. EUR. Den freien Cashflow nutzt das Unternehmen nun für den Rückkauf von bis zu 10 % der öffentlich handelbaren Aktien von bis zu 11,3 Mio. Stück. Bis zum 26. August 2025 können so täglich 46.032 Aktien über die Börse zurückgekauft werden. Zum derzeit noch niedrigen Aktienkurs dürfte diese Maßnahme die mittelfristig effizienteste Maßnahme für die Aktionäre sein.
BASF: Wintershall Dea Verkauf an Harbour Energy abgeschlossen
Das britische Ölunternehmen Harbour Energy (WKN: A3CRBA | ISIN: GB00BMBVGQ36 | Ticker-Symbol: PQQ0) konnte die Übernahme des deutschen Gas- und Ölproduzenten Wintershall Dea (WKN: A2R75C | ISIN: XS2054210252) Anfang September 2024 abschließen und damit ca. 2 Monate früher als erwartet. Der Ölkonzern konnte vorzeitig die bislang ausstehenden behördlichen Genehmigungen aus Mexiko erhalten und so waren die Kauf- und Übertragungsbedingungen erfüllt. Somit durften nun auch die mexikanischen Standorte nach denen in Ägypten, Algerien, Argentinien, Dänemark (ohne Ravn), Deutschland, Libyen (ohne Wintershall AG) und Norwegen übertragen werden. Harbour Energy produzierte im letzten Halbjahr ca. 159.000 Barrel Öläquivalente am Tag (BOEpd) und durch die Übernahme wird die Produktion um 300.000 BOEpd auf mind. 459.000 BOEpd gesteigert. Nach Wartungs- /Umbau- und Anschlussarbeiten soll die Tagesproduktion bis zum Jahresende auf 470.000 – 485.000 BOEpd gesteigert werden.
Wintershall Dea gehörte bisher zu 72,7 % dem deutschen Chemiekonzern BASF (WKN: BASF11 | ISIN: DE000BASF111 | Ticker-Symbol: BAS) und zu 27,3 % Letter One. Das gesamte Transaktionsvolumen beläuft sich auf 11,2 Mrd. USD (10,1 Mrd. EUR). Davon werden zum einen die ausstehenden Anleihen der Wintershall Dea übernommen und 2,15 Mrd. USD Barzahlungen an die bisherigen Eigentümer geleistet. Entsprechend erhält BASF 1,56 Mrd. USD und Letter One 587 Mio. USD bei dieser Transaktion ausgezahlt. Darüber hinaus erhalten beide Verkäufer 54,5 % der ausstehenden Aktien von Harbour Energy, so dass die BASF am neugeformten Öl- und Gasunternehmen 39,6 % und Letter One 14,9 % der Aktien hält. Nicht übertragen wurde das Russlandgeschäft von Wintershall Dea und verbleibt bei den bisherigen Eigentümern. Mit dieser Umstrukturierung werden auch die bisherigen Zentralen in Hamburg und Kassel geschlossen und auf London zentriert.
## Fazit
Die Kursanstiege bei den Indizes überraschen einen Teil der Marktteilnehmer und deren Zugzwang bei steigenden Kursen wieder in den Markt einzusteigen. Dies könnte, trotz Rezession, zu weiter steigenden Preisen bei den Indizes sorgen. Auch die Analysten erwarten ein wieder anziehendes Petrochemiegeschäft, das in den letzten Quartalen deutlich gelitten und die Kurse dieser Aktiengesellschaften unter Druck gesetzt hatte. Daher lohnt ein tieferer Blick in die Ausblicke der vorgestellten Aktien, denn auf dem aktuellen Niveau überwiegen mittelfristig die Chancen deutlich den gegenüberstehenden Risiken.