01.05.2025 | 05:45
Almonty Industries: Turbo durch Börsennotierung an der Nasdaq?
Wie die Frankfurter Allgemeine am vergangenen Freitag, den 25. April 2025 grafisch darstellte, ist das schärfste Schwert von China im aktuellen Handelskrieg mit den USA die Kontrolle über viele Rohstoffe, allen voran den Metallen. Seit Jahren hält China ein Monopol auf die Weiterverarbeitung von sogenannten „Seltenen Erden“, ohne die kein militärisches Gerät oder auch Hightech Produkt funktioniert. In einem F-35 Kampfjet sind 450 kg, in einem Offshore Windrad bis zu 300 kg und in jedem Elektroauto bis zu 3 kg an Seltenen Erden verbaut. Doch nicht nur in diesem Bereich besteht eine hohe Abhängigkeit, sondern auch bei Härtungsmetallen wie Wolfram, die für den Maschinenbau, aber auch für Panzerstähle unabdingbar sind.
Lesezeit: ca.
6 Minuten.
Autor:
Alfred Laugeberger
ISIN:
CA0203981034
Die Abhängigkeit der USA von China
Durch die US-amerikanische Zollpolitik und die durch China veranlassten Gegenmaßnahmen machen sich zunehmend Sorgen in der US-Wirtschaft breit. Die letzten Schiffe aus Fernost kommen derzeit noch an, aber bei den sonst vollbeschäftigten Arbeitern an den Umschlaghäfen der USA macht sich langsam „Langeweile“ breit. Die Unternehmen der verlängerten Werkbank der Welt, wie China gerne bezeichnet worden ist, haben wegen der neuen Zölle, die sich je nach Warengruppe zwischen 145 % bis 245 % bewegen, ihre Lieferungen in die USA nahezu komplett eingestellt. Da im Jahr 2024 mit 439 Mrd. USD ca. 13 % aller Importe der USA aus China stammten, werden die Auswirkungen für die US-Unternehmen und US-Verbraucher unmittelbar spürbar werden. Erinnerungen an leere Regale wie zu den Lockdowns in den Coronajahren 2020/21 dürften bei dem ein oder anderen wieder wach werden. Solche gravierenden Lücken in den Lieferketten können die verbleibenden Anbieter, sofern vorhanden, nicht wett machen. Das verknappte Angebot wird bei gleicher Nachfrage zwangsläufig zu höheren Preisen für Industrie und Konsumenten führen.
Die Abhängigkeit der Welt von China
Nicht erst seit dem Zollkrieg der Trump Administration gegen den Rest der Welt ist die Abhängigkeit der Industrieländer von China enorm. So kontrolliert China laut den Daten der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) über 55 % aller globalen Raffineriekapazitäten für Rohstoffe. Diese Abhängigkeit der westlichen Welt ist darauf zurückzuführen, dass die Politik, die verschiedenen politischen Strömungen sowie Umweltschützer solche Raffineriekapazitäten in ihren Ländern nicht mehr wollten. Das Geschäft gilt als schmutzig und margenschwach und wurde seinerzeit gerne in Billiglohnländer wie China ausgelagert. Mittlerweile ist die Welt bei ca. 30 verschiedenen Rohstoffen vom Reich der Mitte abhängig.
Auch beim Metall Wolfram besteht eine hohe Abhängigkeit, nicht nur für die USA, sondern auch für den Rest der Welt. Derzeit ist China noch für über 80 % der weltweiten Wolfram Produktion verantwortlich. Bereits im Februar 2025, als erste Maßnahme zu den US-Zöllen, führte China die Ausfuhrkontrollen u. a. für Wolfram und Wolframprodukte ein.
Ohne Wolfram gäbe es keinen harten Stahl für Panzerungen und Panzer, besonders durchschlagskräftige Munition oder auch für harte Werkzeuge und Bohrer für die Industrie und das Handwerk.
Almonty Industries – Wolframmine vor Produktionsstart
Almonty Industries (WKN: A1JSSD | ISIN: CA0203981034 | Ticker-Symbol: ALI) ist als kanadisches Wolframunternehmen mit zwei Minen auch in Europa vertreten. Das ist zum einen die Los Santos-Mine in Spanien und die Panasqueira-Mine in Portugal. Nach Wartungs- und Aufbauarbeiten steht in diesem Jahr die Wiedereröffnung der Los-Santos Mine an. Damit steigt das Unternehmen in Kürze zum größten Wolfram Produzenten der EU auf. Doch auch wenn damit ein Teil des Bedarfes der europäischen Industrie gedeckt werden könnte, reicht dies nicht aus, um sich von der chinesischen Abhängigkeit zu lösen.
Zudem die Wolframproduktion auf der iberischen Halbinsel nicht nur für europäische Unternehmen interessant ist; auch das US-Handelsministerium hat Almonty Industries im Blickfeld. Bereits 2023 besichtigte eine Abordnung der US-Administration die Panasquira-Mine in Portugal. Noch ein enormer Schritt in der jährlichen Produktionssteigerung von Almonty Industries wird mit der Fertigstellung der ersten Ausbaustufe der Sangdong-Wolfram-Mine in Südkorea erreicht. Noch in diesem II. Quartal 2025 ist die Eröffnung geplant. Bereits seit Februar - mit Einführung der Ausfuhrkontrollen von China für Wolfram und Wolframprodukte - ist die Aktie von Almonty Industries in den Fokus der Investoren gerückt. Der Aktienkurs konnte seit Jahresanfang von 0,91 CAD auf zuletzt 2,43 CAD emporschießen und so in den letzten vier Monaten um 170 % ansteigen.
Bis zur Produktionseinstellung in den 1990er Jahren gehörte die Sangdong-Mine zu den größten und ergiebigsten Wolfram-Minen der Welt. Bereits in 2015 kaufte Almonty Industries die Mine und baute sie in den letzten Jahren u. a. mit Darlehen der KfW IPEX-Bank wieder auf. Die erste Ausbaustufe ist bereits nahezu vollständig umgesetzt und mit dem Beginn der Wolframproduktion wird noch im 2. Quartal 2025 gerechnet. Die Mine beherbergt ein nachgewiesenes und wahrscheinliches Vorkommen von über 7,89 Mio. Tonnen wolframhaltigen Erzes. Mit einer aktuellen Lebenszeit der Sangdong Mine von 90 Jahren, ist die Ausbeutung die Arbeit von vier Generationen und wird bis in das nächste Jahrhundert andauern. Das Unternehmen plant jedoch durch weitere Bohrprogramme die Vorkommen noch genauer geographieren zu können, um so die Reichweite der Mine über die 90 Jahre hinaus zu verlängern.
Almonty Industries an die NASDAQ
Das Interesse an der Wolframproduktion von Almonty Industries durch die US-Regierung ist - wie oben bereits beschrieben - seit 2023 vorhanden. Und unter der neuen US-Administration von Donald Trump ist das Interesse an der Versorgungssicherheit der US-Wirtschaft noch einmal deutlich gestiegen. So ordnete der US-Präsident im März 2025 in einem seiner vielen Erlasse die „Mineral Security“ (Sicherheit der Rohstoffe) an. Hier soll geprüft werden, bei welchen Rohstoffen die Abhängigkeit von ausländischen Staaten und Unternehmen hoch ist und wie diese Abhängigkeit durch Produktions- und Unternehmenssitzverlagerungen gelöst werden könnte.
Um dem wachsenden Interesse von Investoren aus den USA gerecht zu werden, beschloss die letzte Hauptversammlung die Verlagerung des Hauptsitzes in den US-Bundesstaat Delaware. Auch strebt das Unternehmen als neue Hauptbörse die umsatzstarke NASDAQ an, um so nicht nur die Sichtbarkeit des Unternehmens zu erhöhen, sondern vor allem die Nachfrage nach der Aktie zu steigern. Aktuell beträgt die Marktkapitalisierung erst 500 Mio. USD, aber die Unternehmensführung um CEO Lewis Black arbeitet daran, die Milliarden USD Bewertungsgrenze für das Unternehmen zu erreichen und zu überspringen.
Dass dies schneller passieren kann, als manch Marktbeobachter dachte, konnten die Aktionäre in den letzten 12 Monaten an der Kursentwicklung des Unternehmens bereits miterleben. Zudem hat Almonty Industries kürzlich den US-General a. D. Gustave F. Perna als Berater in den Vorstand des Unternehmens berufen. Dieser ist in Washington und dem Militär bestens vernetzt, war er doch von 2016 bis 2020 Befehlshaber der U.S. Army Materials (AMC). Dort führte er über 190.000 Soldaten, Zivilisten und Auftragnehmer der Versorgungseinheit des US-Militärs der Landstreitkräfte an. Seine umfassenden Erfahrungen und hochrangigen Kontakte im Bereich der Logistik, Instandhaltung, der materiellen Bereitschaft in der US-Armee sowie bei den zivilen Zulieferunternehmen bringt der General a. D. bei Almonty Industries mit ein. Mit der Verlagerung des Unternehmenssitzes wie auch dem kommenden Listing an der NASDAQ ist die „Amerikanisierung“ des Unternehmens abgeschlossen.
Kaufempfehlungen
In der vergangenen Woche legte der Analyst Peter Thilo Hasler sein Original-Research für Almonty Industries über das Analyseunternehmen Sphene Capital vor. Der Analyst rechnet für dieses Jahr 2025 mit einem Umsatz des Unternehmens von 104,5 Mio. CAD und einem EBIT von 18,7 Mio. CAD. In 2026 kann Almonty Industries das ganze Jahr in der Sangdong Mine produzieren und der Umsatz soll auf 221,3 Mio. CAD und das EBIT auf 82,4 Mio. CAD ansteigen. Bis 2027 soll dann auch die zweite Ausbaustufe der Sangdong Mine abgeschlossen sein und die Produktion nochmals gesteigert werden. Daher rechnet der Analyst mit Umsätzen von 483,4 Mio. CAD und einem EBIT von 198,8 Mio. CAD. Daher bleibt der Analyst bei seiner Empfehlung zum „Kauf“ und erhöht gleichzeitig das Kursziel von 5,20 CAD auf 5,40 CAD. Ähnlich, wenngleich nicht ganz so euphorisch, sieht es das Analysehaus GBC-Research. Die Analysten Greiffenberger und Filker empfehlen die Aktie ebenfalls zu „kaufen“, aber geben ein Kursziel von 4,20 CAD aus. Vom aktuellen Stand wäre aber auch das noch ein Anstiegspotenzial von über 70 %.
Zusammenfassung
Die Zoll- & Sanktionspolitik der USA und die getroffenen Gegenmaßnahmen durch China mit Exportkontrollen für bestimmte Rohstoffe haben Unternehmen wie Almonty Industries bereits in den Fokus langfristig orientierter Investoren gerückt. Almonty Industries wird mit Produktionsstart der Sangdong Wolframmine zu einem der wichtigsten Wolframproduzenten der westlichen Welt werden. Durch die Verlagerung des Hauptsitzes in die USA und an die Börse NASDAQ dürfte die Nachfrage nach der Aktie durch US-Investoren nochmals zulegen. Dies könnte in wenigen Monaten zum Durchbrechen der 1 Mrd. USD Schallmauer bei der Marktkapitalisierung führen.