01.10.2024 | 05:45
Wasserstoff Aktien wieder gefragt – Trendwechsel? First Hydrogen, Nel ASA, PowerCell Sweden Aktie
Die Zinssenkung der FED, gepaart mit den Maßnahmen der chinesischen Zentralbank PBC von vergangener Woche, haben eine internationale Lockerung in der Geldpolitik eingeleitet. Für die Aktienmärkte und Indizes bedeutete dies neue Allzeithochs im Dow, S&P 500 und DAX sowie die Einleitung eines möglichen neuen Bullenmarktes in China. Doch nicht nur die Hauptmärkte treibt es gen Norden, sondern auch die seit drei Jahren in Korrektur befindlichen Wasserstoffaktien werden wieder stärker nachgefragt. Einige Werte haben innerhalb weniger Wochen einen fulminanten Ausbruch hingelegt, während andere gerade erst am Anfang stehen.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Alfred Laugeberger
ISIN:
CA32057N1042 , SE0006425815 , NO0010081235
Impuls bei PowerCell Sweden
Der Wasserstoffsektor mit der Brennstoffzellentechnologie hatte in den letzten Jahren nach der Hype-Phase bis 2020/21 stark gelitten. Viele Aktien werden auf den Niveaus von 2017 bis 2019 gehandelt und haben seit der Übertreibung zwischen 85-95 % des einstigen Kurshochs korrigiert. Doch so langsam kommt wieder Momentum in den Sektor und gerade bei der Aktie von PowerCell Sweden (WKN: A14TK6 | ISIN: SE0006425815 | Ticker-Symbol: 27W) ist dies deutlich zu sehen. Notierte der Wert Ende August 2024 noch bei 1,95 EUR je Aktie, stieg der Kurs bis zum gestrigen Tag in der Spitze auf 4,41 EUR und damit um 126 % an.
Positive Divergenzen im Relative-Stärke-Index deuteten bereits eine mögliche Trendwende an; aber der dynamische Ausbruch in den letzten vier Wochen zeigt nun einen mächtigen Aufwärtsdruck bei PowerCell Sweden an. Als fundamentaler Hintergrund des Anstieges wird der Auftrag eines italienischen Schiffbau-Erstausrüsters angesehen. Insgesamt orderte dieser 56 Einheiten des Marine-Systems 225 für umgerechnet 14,34 Mio. EUR. Das rechtfertigt sicherlich nicht einen Anstieg der Marktkapitalisierung auf 202 Mio. EUR, wird aber anscheinend von den Marktakteuren als Durchbruch im Schifffahrtsbereich gesehen. Hier rechnen die Marktteilnehmer mit deutlich ansteigender Nachfrage nach Produkten der Schweden. Sollte sich das in den kommenden Monaten bestätigen, wären kommende Kursrücksetzer eine Kaufgelegenheit.
First Hydrogen Aktie mit Bodenbildung?
Auf dem Niveau von 2019 notiert derzeit noch das in Vancouver und London ansässige Unternehmen First Hydrogen (WKN: A3C40W | ISIN: CA32057N1042 | Ticker-Symbol: FIT). Wie fast alle Werte im Sektor verlor dieser seit dem Allzeithoch von 2022 knapp 93 %. Doch auch hier bildet sich seit Mitte August 2024 ein Boden im Bereich zwischen 0,24 – 0,30 EUR aus. Waren in 2021/2022 noch viele Pläne optimistische Annahmen, so hat das auf wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen-Nutzfahrzeuge (FCEV) spezialisierte Unternehmen seitdem signifikante Fortschritte erzielt. In den vergangenen beiden Jahren wurde die Konfiguration der FCEV in diversen Praxistests bei seinen Partnerunternehmen optimiert.
Zu den Kooperationspartnern zählten u. a. namhafte Unternehmen wie die Logistiksparte von Amazon in London oder auch der regionale Versorger Wales and West Utilities .
Deutliche Fortschritte erzielte First Hydrogen, welche ihre Fahrzeuge zwangsläufig auch als Linkslenker-Konfiguration anbietet, bei der Reichweite. Neben der schnellen Betankung können die FCEV bei heißen wie auch kalten Temperaturen bis zu 630 km je Tankfüllung fahren. Die Nutzfahrzeuge von First Hydrogen schlagen batteriebetriebene Transportwagen daher in wesentlichen Bereichen um Längen und sind somit wirtschaftlicher für die entsprechenden Logistik- und Auslieferunternehmen. Nach den Tests und der Straßenzulassung im Vereinigten Königreich will das Unternehmen nun auch auf den größten EU-Markt -Deutschland - expandieren.
Die Bundesregierung hat im Kalenderjahr 2023 ein neues Wasserstoffgesetz verabschiedet, welches u. a. 17 Wasserstoff Schwerpunktregionen (Hydrogen Valleys) und eine sogenannte „Wasserstoff-Autobahn“ vorsieht. Bis 2028 sollen bereits 1.800 km umgestellte und neu gebaute Wasserstoffleitungen entstehen, die als Kernnetz des Wasserstoffs zu bezeichnen sind. Bis 2032 soll das Netz dann auf 9.700 km Länge ausgebaut sein. Bei planmäßiger Umsetzung dieses Zieles der Bundesregierung wäre die bisher lückenhafte Infrastruktur von Wasserstofftankstellen geschlossen und ein riesiger Markt für FCEV u. a. für die von First Hydrogen entstanden.
Nel ASA wie tief noch?
Nach dem 88%igen Absturz des einstigen Anlegerlieblings Nel ASA (WKN: A0B733 | ISIN: NO0010081235 | Ticker-Symbol: D7G) von 3,40 EUR auf zuletzt 0,41 EUR notiert der Wert am Jahrestief bzw. dem Niveau von 2018. Der norwegische Wasserstoffkonzern wird nach dem Kursverfall aber immer noch mit einer Marktkapitalisierung von 673 Mio. EUR bewertet, obwohl die letzten Quartalsumsätze rückläufig waren. Wurden in Q4/2023 noch 44,5 Mio. EUR Umsatz erzielt, waren es in Q1/2024 ca. 33,2 Mio. EUR und in Q2/2024 nur noch 29,2 Mio. EUR. In die Profitabilität ist das Unternehmen aber auch in den letzten Jahren nicht gekommen und daher liegt im Moment nach wie vor keine Rechtfertigung einer so hohen Marktkapitalisierung vor.
Um diese zu rechtfertigen, würde das Unternehmen einen nachhaltigen Durchbruch bei der Auftragslage benötigen, der aber bisher nicht geliefert worden ist. Interessant wird daher für die Marktteilnehmer, ob Nel ASA u. a. auch vom Aufbau der deutschen „Wasserstoff-Autobahn“ profitieren kann und als Lieferant der nötigen Infrastruktur einen Teil der Ausschreibungen an sich ziehen kann. Laut der Studie von ResearchAndMarkets.com wächst der europäische Wasserstoff-Tankstellen-Markt von 2023 bis 2033 um ca. 22 % p. a.. Erreichte der Umsatz in 2023 in Europa ca. 519 Mio. EUR, so soll dieser bis 2033 auf ca. 3,8 Mrd. EUR anwachsen.
Fazit
Während die Börse derzeit die Aktie von PowerCell Sweden feiert, hat die Aktie von First Hydrogen nur marginal davon profitieren können. Enttäuschend ist nach wie vor der Ausblick bei Nel ASA und der gestrige Kurssprung ist im Laufe des Tages sofort wieder abverkauft worden. Spannend werden daher die kommenden Quartale und die Frage, wie sich bei den Unternehmen die Folgeauftragslage ändert.