16.04.2025 | 05:45
Von abgerauscht bis stark gehalten - CureVac, Formycon, Vidac Pharma
Die Analysten in Deutschland sind bezüglich der Konjunkturerwartungen pessimistisch. Das ZEW-Barometer ist im April so deutlich gefallen, wie dies zuletzt im März 2022 der Fall war, nach dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine. Lagen die Erwartungen vor der Zolleskalation im März noch bei 51,6 Punkten, so fielen sie um 65,6 Punkte auf nun -14 Punkte ab. Die Überreaktion der Finanzmärkte in den letzten Wochen nutzten die Investoren aber, um bei ausgewählten Aktien wieder zuzuschlagen.
Lesezeit: ca.
4 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
NL0015436031 , DE000A1EWVY8 , GB00BM9XQ619
Formycon – abgerauscht
Seit Jahresanfang ist die Aktie von der aus Planegg bei München stammenden Formycon AG (WKN: A1EWVY | ISIN: DE000A1EWVY8 | Ticker-Symbol: FYB) deutlich abgerauscht. Zahlten Investoren zum Jahresanfang 2025 noch in der Spitze 64,40 EUR, so wurden in der letzten Woche im Tief nur noch 19,18 EUR bei einem Verkauf gezahlt. Der Wert hat sich somit innerhalb von einem Quartal gedrittelt. Hintergrund für den deutlichen Abverkauf ist der Wettbewerbsdruck für das Biosimilar FYB202, der zu nicht liquiditätswirksamen Abschreibungen in Höhe von erheblichen 134 Millionen EUR führten. Auch beim Lucentis-Biosimilar Cimerli bahnt sich bereits ein Preisdruck an und das reichte vielen Investoren, die Notbremse zu ziehen.
In 2025 will das Biotechnologie-Unternehmen einen Umsatz von 55 bis 65 Mio. EUR generieren und rechnet mit einem negativen operativen Ergebnis von 10 bis 20 Mio. EUR. Laut Auskunft der Führungsspitze um Konzernchef Stefan Glombitza ist das Ziel aber weiterhin, nachhaltig profitabel zu werden. Das Management gehe derzeit davon aus, dass ein positives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) idealerweise im Jahr 2026, spätestens jedoch in 2027 erreicht werden soll. Für die Analysten von mwb research ist das aktuelle Kursniveau von 24,00 EUR sehr attraktiv und sie empfehlen die Aktie zum „Kauf“ mit einem Kursziel von 50,00 EUR.
Tumor-Pionier Vidac Pharma hält sich stark
Zu den Pionieren im Bereich der Erforschung einer neuen Klasse von Krebsbehandlungen gehört das biopharmazeutische Onkologieunternehmen Vidac Pharma (WKN: A3DTUQ | ISIN: GB00BM9XQ619 | Ticker-Symbol: T9G). Von mehreren Wirkstoffkandidaten fokussiert sich das Unternehmen auf VDA 1102 (Tuvatexib) und VDA 1275. Bereits im vergangenen Jahr wurde für beide Wirkstoffkandidaten ein erweiterter Patentschutz vom US-Patent- und Markenamt (USPTO) erteilt. Die Erweiterung umfasst die Anwendung für Metastasen bei Dickdarm-, Gebärmutterhals- und Lungenkrebs, wie auch für Prostata- und Bauspeicheldrüsenkrebs.
Auf dem ersten Pädiatrischen Hirntumor Treffen (Pediatric Brain Tumor Meeting) am 9. März 2025 in Jerusalem haben internationale Wissenschaftler und spezialisierte Kliniker neue therapeutische Strategien diskutiert. Gleichzeitig wurde für das neue Produkt von Vidac Pharma ALMAVID das TME++ Konsortium gegründet. Bei ALMAVID handelt es sich um einen Modifikator der Tumormikroumgebung (TME), der auch den programmierten Zelltod (Apoptose) reaktiviert. Die Arbeitsgruppe, welche sich mit dem Einsatz von kleinen Molekülen bei der Behandlung von Hirntumoren befasst, beschloss, die Erforschung von ALMAVID mit herkömmlichen Chemo- und Immuntherapien durchzuführen.
Zu dem TME++ Konsortium gehören u. a. Frau Dr. Iris Fried vom Shaare Zedek Medical Center, Herr Prof. Ronit Satchi-Fainaro von der Universität Tel Aviv wie auch Herr Prof. Roger Packer von der Universität Washington. Die Leitung übernimmt Prof. Herzberg, der CEO von Vidac Pharma, der durch die Zusammenarbeit mit drei universitären Forschungsgruppen und zwei führenden Krankenhäusern von einer beschleunigten Innovation durch unterschiedliche Herangehensweisen ausgeht. Er drückte sich im Rahmen der Konsortiumgründung wie folgt aus: „Unsere neue Formulierung ist nicht nur für pädiatrische Hirntumore vielversprechend, sondern könnte auch den Weg für die Behandlung anderer solider Tumore ebnen. In Kombination mit unseren laufenden und bevorstehenden klinischen Studien im Bereich der Onkodermatologie ist dies ein entscheidender Schritt für Vidac Pharma.“
CureVac mit Trendwende?
Die Aktie von CureVac (WKN: A2P71U | ISIN: NL0015436031 | Ticker-Symbol: 5CV) konnte nach der Kurshalbierung seit Jahresanfang in den letzten Tagen wieder von 2,40 EUR auf 2,88 EUR zulegen. Hintergrund sind die Veröffentlichungen der Kennzahlen zum vierten Quartal wie auch die Ergebnisse des Gesamtjahres. Nachdem das Unternehmen zum 31.12.2023 noch über 402,5 Mio. EUR an liquiden Mitteln verfügte, stiegen diese zum 31.12.2024 auf 481,7 Mio. EUR an. Dies resultierte vor allem aus der Vorauszahlung in Höhe von 400 Mio. EUR im Rahmen der neuen GSK-Lizenzvereinbarung.
Auf Basis dieser guten Ausgangslage ist der Tübinger mRNA-Spezialist gut finanziert und erwartet, den Betrieb bis ins Jahr 2028 fortsetzen zu können. Das operative Ergebnis konnte im Jahr 2024 durch diese Zahlung mit einem Plus von 177,7 Mio. EUR abgeschlossen werden, nachdem im Vorjahr noch ein Minus von 274,2 Mio. EUR erzielt worden ist.
Das abgeschlossene Quartal kommentierte CEO Dr. Alexander Zehnder wie folgt: “Das vierte Quartal 2024 war der starke Abschluss eines Jahres bedeutender Transformationen für CureVac. Wir haben das Unternehmen strategisch neu ausgerichtet, um uns auf wirkungsvolle Forschung und Entwicklung sowie technologische Innovationen zu konzentrieren, was es uns ermöglichte, mit unserer einzigartigen mRNA-Technologie, mehrere neuartige Entwicklungsprogramme voranzutreiben. Die erfolgreiche Umstrukturierung und verbesserte finanzielle Disziplin positionieren das Unternehmen für eine stärkere Leistung, unterstützt durch die jüngste Validierung unseres geistigen Eigentums in Europa.“
Fazit
Von den drei vorgestellten Biotech Unternehmen hat sich die Aktie von Vidac Pharma in den letzten Monaten, trotz schwierigem Marktumfeld, am besten gehalten. Deutlich abverkauft mit einer Kursdrittelung wurden dagegen die Aktien von CureVac und Formycon. Während die Liquiditätslage von CureVac durch die GSK-Lizenzvereinbarung bis ins Jahr 2028 sichergestellt ist, sehen die Analysten von mwb research die Chance einer Kursverdopplung bei Formycon.
