03.11.2025 | 05:45
Seltene Erden & Rohstoffaktien nach dem kleinen USA-China-Abkommen – European Lithium, Rio Tinto, Standard Lithium, Ucore Rare Metals
Nachdem sich die beiden Präsidenten von China und den USA in Südkorea getroffen haben, konnten beide Parteien einen kleinen Durchbruch im laufenden Handelsstreit erreichen. Um die eingefrorenen Beziehungen zwischen beiden Weltmächten wieder langsam zu normalisieren, haben sich der chinesische Präsident Xi Jinping und der US-amerikanische Präsident Donald Trump auf ein für 1 Jahr gültiges Abkommen geeinigt. Der seit April 2025 durch die USA vom Zaun gebrochene Handelskrieg soll beidseitig „vergessen“ und auf den bis dahin geltenden Status quo zurückgeführt werden. Die USA nehmen die seit April eingeführten drakonischen Strafzölle und Exportverbote zurück und gleichzeitig kauft China wieder Sojabohnen aus den USA und lockert die eingeführten Exportbeschränkungen für Seltene Erden. Werden Seltene Erden & Rohstoffaktien nun wieder uninteressant?
Lesezeit: ca.
4 Minuten.
Autor:
Alfred Laugeberger
ISIN:
AU000000EUR7 , CA90348V3011 , GB0007188757 , CA8536061010 , NO0010096985
European Lithium 148 % Aufwertungspotenzial
Durch die Zoll- und Sanktionsspirale zwischen China und den USA sind die Preise für Seltene Erden teilweise extrem weit über 100 % angestiegen. Da China in vielen Segmenten der Seltenen Erden der einzige bzw. mit über 90 % Marktanteil der beherrschende Produzent und auch Verarbeiter ist, haben die als Gegenmaßnahme eingeführten Ausfuhrkontrollen & -verbote seitens China die Verwundbarkeit der westlichen Hightech-Industrie offenbart. Die vorerst auf ein Jahr beschränkte Handelsvereinbarung zwischen China und den USA bringt nun kurzfristig Entlastung an der Angebotsfront, ändert aber nichts an der massiven Abhängigkeit der USA, Kanada und der europäischen Staaten von Lieferungen aus China. Daher werden vor allem die USA alle Hebel in Bewegung setzen, um diese Abhängigkeit zu verringern.
Die Abhängigkeit des Westens mindern will auch der australische Explorer European Lithium (WKN: A2AR9A | ISIN: AU000000EUR7 | Ticker-Symbol: PF8) u. a. mit seinem Tanbreez-Projekt in Grönland. Hier gab das Unternehmen Anfang Oktober 2025 bekannt, dass das Tochterunternehmen Critical Metals die Beteiligung an diesem Seltene-Erd-Vorkommen auf 92,5 % ausbauen will. Damit würde European Lithium mit 7,5 % direktem Anteil an diesem Projekt und 92,5 % indirektem Anteil über das Tochterunternehmen die volle Kontrolle übernehmen. Für die Übertragung der Anteile zahlt das Tochterunternehmen einen Kaufpreis von 14,5 Mio. neue Stammaktien und überträgt diese an den Verkäufer Rimbal Pty. Ltd. Da die Stammaktien zu 8,00 USD-Ausgabepreis emittiert werden, aber der Aktienkurs zum Ankündigungszeitpunkt bei 6,49 USD lag, entspricht dies einem Aufschlag von ca. 23 % auf den letzten Schlusskurs. Der Übertragungswert beträgt damit 116 Mio. USD, muss aber von den grönländischen Behörden noch bestätigt werden.
Um den Ausbau des Tanbreez-Projektes weiter voranzutreiben, konnte das Tochterunternehmen nur eine Woche später durch die Ausgabe von 5 Mio. neuer Aktien insgesamt 35 Mio. USD einsammeln. Weitere zwei Tage später, am 08. Oktober 2025, wurde ein 10-Jahres Abnahmevertrag der kommenden Rohstoffproduktion von 15 % des Erzes mit REalloys unterschrieben. REalloys ist ein US-ansässiger Seltene-Erd-Prozessor, der die Seltene-Erdelemente verarbeitet. Damit steigt die Abnahmevereinbarung bereits auf insgesamt 25 %, denn im August hat sich Ucore Rare Metals (WKN: A2QJQ4 | ISIN: CA90348V3011 | Ticker-Symbol: U9UA) bereits 10 % der zukünftigen Produktion per Abnahmevereinbarung gesichert.
Durch das hohe Interesse institutioneller Investoren an dem Seltene-Erd-Projekt konnte European Lithium zudem Anteile an dem Tochterunternehmen verkaufen. So wurden einmal 3,03 Mio. Aktien zu 16,50 USD und 3,85 Mio. Aktien zu 13 USD abgegeben und insgesamt 100 Mio. USD erlöst. Insgesamt ist die Cashquote bei European Lithium auf zuletzt 127,70 Mio. USD und bei dem Tochterunternehmen Critical Metals auf 84,64 Mio. USD angestiegen. Da die Aktien von Critical Metals derzeit bei 12,94 USD notieren und European Lithium weiterhin 53 Mio. Aktien hält, beträgt der Börsenwert dieses Anteils ca. 686 Mio. USD. Da European Lithium derzeit nur mit 276 Mio. USD bewertet wird, entspricht dies einem Abschlag von 67 % bzw. einem Aufwertungspotenzial von über 148 % zum aktuellen Aktienkurs von 0,175 USD bzw. 0,1445 EUR.
Rio Tinto mit grundlegender Umstrukturierung
Der Bergbaukonzern Rio Tinto (WKN: 852147 | ISIN: GB0007188757 | Ticker-Symbol: RIO1) legte in der letzten Woche durch den CEO Simon Trott einen Zwischenbericht zur Umstrukturierung des Unternehmens vor. Laut Bloomberg schickte der CEO eine Mail an die Mitarbeiter, in der er im Wesentlichen das Unternehmen straffen und stärker fokussieren will. Die Konzentration liegt auf den Metallen Aluminium, Lithium, Kupfer und Eisenerz. Damit soll die Geschäftsstruktur spitzer und das Geschäft einfacher werden.
In seiner Mail schrieb Vorstand Trott: „Die Änderungen, die wir vornehmen, sind nicht schrittweise – sie sind grundlegend. Wir wandeln uns, um das Leben für unsere Mitarbeiter an der vordersten Front zu erleichtern und unsere Leistung zu steigern.“ Damit kann zwischen den Zeilen gelesen werden, dass Randbereiche des Unternehmens abgestoßen werden sollen, um sich voll und ganz auf die Produktion und Verarbeitung der vier Metalle zu konzentrieren. Als erste Maßnahme erfolgte die Beendigung des Joint Ventures mit Aterian bei dem HCK-Projekt in Ruanda. Hier erachtet Rio Tinto das Potenzial des Lithiumprojektes als zu gering und zieht sich daher - trotz einer geleisteten Investitionssumme von knapp 4,9 Mio. USD - aus dem Projekt zurück.
Standard Lithium erhält Genehmigung
Standard Lithium (WKN: A2DJQP | ISIN: CA8536061010 | Ticker-Symbol: S5L) und die norwegische Ölgesellschaft Equinor (WKN: 675213 | ISIN: NO0010096985 | Ticker-Symbol: DNQ), mit der sie im Verhältnis von 55:45 die Anteile an Lithium halten, haben für dieses Projekt eine wichtige Genehmigung erhalten. Die Arkansas Öl und Gas Kommission hat die einstimmige Genehmigung für die kommerzielle Nutzung der Reynolds-Brine-Unit im Süd-West-Arkansas-Projekt (SWA-Projekt) erteilt. Damit hat das Joint Venture die Genehmigung für die Soleproduktion erhalten, ohne Mineralrechte anderer zu berühren.
Für die Projektgesellschaft war diese Genehmigung wichtig, denn ohne die Erteilung wäre die ermittelte Ressource des Projektes nicht sicher gewesen und somit auch nicht die unterstellte Wirtschaftlichkeitsberechnung. Das Reynolds-Soleproduktionsgebiet umfasst eine anfängliche Jahresproduktion von 22.500 Tonnen Lithiumcarbonat in Batteriequalität. Mit der ersten Produktion wird im Kalenderjahr 2028 gerechnet.
Fazit
Trotz der einjährigen Vereinbarung zwischen China und den USA werden besonders die USA bestrebt sein, so schnell wie möglich die bestehende Abhängigkeit von China im Rohstoffsektor zu reduzieren. Daher dürften Unternehmen wie European Lithium, Rio Tinto und Standard Lithium weiterhin im Fokus der Anleger und Investoren liegen, wobei European Lithium derzeit noch mit dem höchsten Abschlag auf den buchhalterischen Wert gehandelt wird.