19.06.2024 | 05:45
Neues Jahreshoch oder Jahrzehntetief? Bayer, BASF, Cardiol Therapeutics Aktie
Die pharmazeutische und chemische Industrie ist mit dem deutschen Industriestandort so eng verbunden wie kaum eine andere Branche. Jahrzehntelang stand sie für Innovations- & Wachstumsstärke und war mit ihrer Wertschöpfungstiefe ein wesentliches Rückgrat im globalen Wettbewerb. Doch die Politik in Brüssel wie auch Berlin der letzten Jahre hat ein Umfeld geschaffen, das in einem internationalen Marktumfeld kaum noch wettbewerbsfähig ist. Daher investieren die Firmen immer stärker im Ausland, wie z. B. in China oder den USA und fahren ihre Produktion hierzulande immer weiter zurück. Damit bieten die Unternehmen auch den Investoren die Chance, trotz Umstrukturierung vom zukünftigen Erfolg zu profitieren.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
DE000A0JL9W6 , DE000BAY0017 , CA14161Y2006
Bayer vor neuem Jahrzehntetief
Seit der Übernahme von dem umstrittenen Glyphosathersteller Monsanto findet die Bayer Aktie (WKN: BAY001 | ISIN: DE000BAY0017 | Ticker-Symbol: BAYN) keinen Boden mehr. Die Rechtsstreitigkeiten in den Glyphosatprozessen der USA sind nach wie vor ungeklärt und schaden dem einstigen Vorzeigekonzern bereits seit fast acht Jahren. Die Börsenbewertung des Bayer Konzerns brach seit Übernahme um 75 % ein. Mit einer Marktkapitalisierung von gerade einmal 26,6 Mrd. EUR notiert der Chemie- und Agrarkonzern nur noch halb so hoch wie die damalige Kaufpreiszahlung von 66 Mrd. USD für Monsanto.
Auch der seit einem Jahr im Amt befindliche CEO Bill Anderson konnte den weiteren Abverkauf bei der Aktie bisher nicht stoppen. Mit 26,13 EUR notiert die Aktie nur noch 1,18 EUR oberhalb eines neuen Jahrzehntetiefs, das mit 24,95 EUR zuletzt in 2005 gesehen worden ist. Da hilft auch nicht die letzte Ankündigung der Leverkusener, in den nächsten zehn Jahren zehn Blockbuster auf den Markt bringen zu wollen. Jeder Blockbuster aus der F&E Pipeline soll für 500 Mio. EUR p. a. und mehr zum zukünftigen Jahresumsatz beitragen. Hauptsparte dafür ist die Division Crop Science, die für gut 57 % Umsatzanteil im ersten Quartal 2024 verantwortlich war.
Cardiol Therapeutics liefert ab und überzeugt
Das auf Herzkrankheiten spezialisierte kanadische Unternehmen Cardiol Therapeutics (WKN: A2PA9E | ISIN: CA14161Y2006 | Ticker: CT9) konnte letzte Woche die ersten Ergebnisse seiner Phase-II-Pilotstudie MAvERIC vorlegen. Bei dieser Untersuchung über acht Wochen wurden Patienten, mit einer Perikarditis (Herzbeutelentzündung) und den damit verbundenen Schmerzen, mit dem Wirkstoff CardiolRx™ behandelt. Nach Auswertung der Daten konnte der nächste Nachweis der Wirksamkeit von CardiolRx™ geliefert werden.
Vor der Aufnahme der Studienteilnehmer wurden neben deren Entzündungswerte (CRP-Wert) auch das persönliche Schmerzempfinden auf einer elfstufigen numerischen Bewertungsskala gemessen und beobachtet. Nach Ablauf der acht Wochen konnten nun teils erstaunliche Ergebnisse berichtet werden. Lag der durchschnittliche CRP-Wert vor der Behandlung bei 5,6 mg/dl, so sank dieser nach acht Wochen auf 0,3 mg/dl zurück. Damit gingen die vorherigen Entzündungswerte signifikant zurück und normalisierten sich fast vollständig. Auch die Schmerzempfindung der Patienten nahm deutlich ab. Vergaben die behandelten Studienteilnehmer vor Beginn der Studie im Schnitt 5,8 von möglichen 10 Schmerzpunkten, so sank dieser Wert innerhalb des zweimonatigen Behandlungszeitraum auf 2,1 Schmerzpunkte ab.
Aufgrund der deutlichen Verbesserung erklärten sich 24 von 27 Patienten der MAvERIC-Studie bereit, ihre Behandlung um weitere 18 Wochen zu verlängern. Sie sind nun Teil der Erweiterungsstudie und hier soll vor allem die Nachhaltigkeit von CardiolRx™, und zwar bei der Verringerung von möglichen Rezidiven (Wiederausbruch) überprüft werden. Da Cardiol Therapeutics bereits den Orphan-Drug-Status der US-Aufsichtsbehörde FDA für CardiolRx™ erhalten hat, könnte bei weiteren guten Ergebnissen in der Erweiterungsstudie wie auch der noch zu planenden Studie-III ein verkürztes Genehmigungsverfahren erreicht werden. Da es bisher in den USA nur ein zugelassenes, aber sehr teures Behandlungsverfahren gibt, würde das deutlich günstigere Anwendungsverfahren mit CardiolRx™ einen sehr lukrativen Markt für das Biotechunternehmen frei schalten. Das würde signifikant höhere Bewertungen rechtfertigen, wie das die Analysten in den vergangenen Tagen auch mehrfach kundgetan haben.
BASF - wie geht es weiter?
Nach der Kursrally der BASF Aktie (WKN: A0JL9W | ISIN: DE000A0JL9W6 | Ticker-Symbol: VBK) von Ende November 2023 bis Anfang April 2024, macht sich wieder Ernüchterung breit. Vom bisherigen Jahreshoch von 54,93 EUR entfernte sich der Aktienkurs wieder deutlich und notiert nur noch bei 45,00 EUR je Anteilsschein. Der Chemieriese hat, wie viele andere Unternehmen auch, mit den hohen Energiekosten am deutschen Hauptstandort zu kämpfen, die einen immer höheren Anteil bei den Produktionskosten einnehmen.
Durch Koordinierung von den größeren europäischen Industrieverbänden in der EU haben diese sich nun bei ihrer Forderung nach Unterstützungsmaßnahmen für energieintensive Unternehmen zusammengetan. Unter anderem wurde von der EU gefordert, nicht nur den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben, sondern auch die zugehörigen Materialien und benötigte Ausrüstung für die Energieinfrastruktur in der EU herzustellen. Mehr als 500 GW installierte Leistung sei allein bis 2030 notwendig, von denen bis 2023 nur ca. 221 GW installiert worden sind. Wenn dadurch die hohen Energiekosten wieder sinken, dann würde das nicht nur BASF, sondern auch allen anderen Unternehmen in der EU in die Hände spielen.
Fazit
Eine Bodenbildung bei der Bayer Aktie ist nach wie vor nicht in Sicht, während auch die BASF-Aktie in den letzten beiden Monaten wieder unter Druck gekommen ist. Interessanter für spekulativer orientierte Anleger scheint daher die Aktie von Cardiol Therapeutics zu sein. Diese konnte zuletzt ein neues Mehrjahreshoch erreichen. Nach Veröffentlichung der sehr guten Studienergebnisse in der letzten Woche setzten aber Gewinnmitnahmen im Zuge von „Sell the News“ ein. Das bietet nun die Chance, zu attraktiveren Konditionen wieder bei dem Unternehmen einzusteigen.