09.04.2025 | 05:15
Gegenbewegung läuft – Desert Gold, Siemens Energy, Stabilus SE
Während sich viele Staaten der Welt im Zollstreit mit den USA auf einen Kompromiss einlassen und Zölle abschaffen wollen, stellt der wichtigste Handelspartner der USA die Weichen auf Konfrontation. Der chinesische Staatsführer Xi Jinping bezeichnete die jüngsten Zolldrohungen und Zollanordnungen der USA als Erpressungsversuch und führte als Reaktion Gegenzölle in Höhe von bis zu 34 % ein. Die USA stellten daraufhin China ein Ultimatum bis gestern Abend, diese Gegenzölle wieder zurückzunehmen oder von Seiten der USA mit noch einmal 50 % zusätzlichen Zöllen belegt zu werden. Die Marktteilnehmer nutzten dagegen den Ausverkauf der vergangenen Tage und kauften seit Wochenstart bei ausgewählten Werten wieder zu.
Lesezeit: ca.
4 Minuten.
Autor:
Alfred Laugeberger
ISIN:
CA25039N4084 , DE000ENER6Y0 , DE000STAB1L8
Stabilus SE: Starke Nachfrage
Nach dem signifikanten Abverkauf an den Börsen kauften die Anleger in den vergangenen Tagen bei ausgewählten Werten wieder zu. Mit von der Partie war die Aktie der Stabilus SE (WKN: STAB1L | ISIN: DE000STAB1L8 | Ticker-Symbol: STM). Diese überraschte die Marktteilnehmer mit einem Großauftrag aus China für Türsteuerungssysteme. Ab dem kommenden Jahr 2026 soll das in Koblenz ansässige Unternehmen Türantriebssysteme für einen chinesischen Automobilhersteller liefern.
Die elektromechanischen Türantriebssysteme sind notwendig bei autonom fahrenden Autos wie auch bei Robo-Taxis. Zusätzlich werden die Stabilus Systeme gerne auch im Premium-Segment nachgefragt und so schätzt die Unternehmensführung, dass sich die Nachfrage nach sogenannten Türaktuatoren von aktuell einer Millionen Stück im Jahr bis 2029 verfünffachen dürfte. Für die US Bank J.P. Morgan und deren Analyst Akshat Kacker stärkt dieser Auftrag die Position von Stabilus SE als Marktführer im wachsenden Segment der elektromechanischen Türantriebe. Zudem das Unternehmen nicht nur die Getriebe und Elektromotoren liefert, sondern auch die nötige Software. Daher sieht der Analyst die Einstufung als „Overweight“ und einem Kursziel von 55 EUR als gerechtfertigt an.
Desert Gold: Goldvorkommen erhöht
Als sicherer Hort in schwierigen Zeiten wird seit Jahrtausenden das Edelmetall Gold angesehen. Daher verwundert es auch nicht, dass der Goldpreis in den letzten Jahren stetig angestiegen ist und zuletzt mit 3.167 USD je Unze ein neues Allzeithoch markieren konnte. Doch während das Interesse am physischen Gold hoch ist, ist dieser Funke noch nicht bei allen Goldproduzenten und Goldexplorern übergesprungen. Das bietet die Chance für Investoren, in der zweiten Reihe noch attraktiv bewertete Unternehmen zu finden.
Einer dieser Werte könnte der kanadische Goldexplorer Desert Gold (ISIN: CA25039N4084 | WKN: A14X09 | Ticker: QXR2) sein. In dessen Besitz befindet sich das sogenannte SMSZ-Goldprojekt, welches sich über 440 km² erstreckt. Das Gebiet zeichnet sich aus geologischer Perspektive aus, da mitten durch das Projekt zwei der bedeutendsten Goldverwerfungszonen von Westafrika verlaufen. Diese goldhaltigen Zonen hat Desert Gold in den letzten Jahren durch diverse Bohrprogramme erschlossen und konnte entsprechende Goldvorkommen nachweisen. Die Goldvorkommen summieren sich bereits auf eine 310.300 Unzen nachgewiesene und angedeutete Goldressource sowie 769.200 Goldunzen in der Kategorie vermutete Mineralressourcen. Zusammengefasst entspricht dies 1,079 Millionen Goldunzen für Desert Gold.
Doch nicht nur Desert Gold hat auf diesem Projektgebiet gebohrt. Bereits in den Jahren 2010 bis 2012 war ein australisches Unternehmen auf einem Teilgebiet der Liegenschaft aktiv und führte Bohrungen durch. Diese damals gewonnenen Datensätze konnte Desert Gold nun erwerben und es handelt sich dabei um insgesamt 78 Bohrkerne! . 49 dieser Bohrungen wurden an und in der Nähe der heutigen Lagerstätte Mogoyafara Süd vorgenommen und weitere 29 Bohrungen in der Nähe der Lagerstätte Linnguekoto West. Die dort vermuteten Mineralressourcen umfassen ca. 479.000 Unzen Gold mit einem Gehalt von durchschnittlich 1,09 g/t Gold.
Für das Analysehaus GBC Research bietet die Aktie von Desert Gold ein erhebliches Aufwärtspotenzial, da die Goldressource des Unternehmens stetig wächst. Die Analysten Greiffenberger und Goldmann bewerten die Aktie als „Kauf“ und sehen einen Kurs von 0,425 CAD bzw. 0,29 EUR als gerechtfertigt an.

Siemens Energy: Profitiert vom Zollstreit?
Vom Abverkauf der letzten Wochen betroffen war auch die Aktie von Siemens Energy (WKN: ENER6Y | ISIN: DE000ENER6Y0 | Ticker-Symbol: ENR). Nach einem starken Anstieg im Jahr 2024 bis in den Februar 2025 hinein, und zwar in der Spitze um 480 % auf 64,56 EUR, ging die Aktie in den Korrekturmodus über. Gewinnmitnahmen, aber auch ein angespanntes Wirtschaftsumfeld führten zu einem deutlichen Rückgang der Aktienbewertung um zuletzt 35 % auf 41,81 EUR am vergangenen Montag.
Doch seitdem drehte die Aktie und konnte am gestrigen Börsentag wieder deutlich fester und mit 52,10 EUR auch viel höher aus dem Handel gehen. Gerade bei Siemens Energy nutzten die Investoren den scharfen Abverkauf am Montag, um bei der Aktie wieder gezielt einzukaufen. Mit acht Produktionsstätten in den USA und ca. 12.000 Mitarbeitern sieht sich das Unternehmen zudem in der aktuellen geopolitischen Lage als gut gewappnet an. Durch die Vor-Ort-Produktion in den USA ist das Unternehmen nicht direkt durch die geänderte Zollpolitik betroffen. Goldman Sachs hat jedenfalls die Einstufung als „Buy“ wie auch das Kursziel bei 63 EUR belassen.
Fazit
Die Aktie des Goldexplorers Desert Gold konnte von der Goldrally noch nicht profitieren, da der Fokus der Anleger bisher noch auf hochbewertete Aktien im KI-Sektor und bei den Chip-Produzenten lag. Der aktuelle Umschwung von Wachstumsaktien auf Substanzaktien könnte den Goldsektor daher in den kommenden Wochen und Monaten beflügeln. Ein Großauftrag aus China könnte bei der Aktie von Stabilus SE die Trendwende aus dem fast vier Jahre laufenden Abwärtstrend bedeuten, während Siemens Energie von der US-Zollpolitik nicht direkt betroffen ist und durch seine Werke in den USA sogar davon profitieren könnte.
