04.11.2020 | 05:45
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben – Alibaba, Triumph Gold, SAP
Keine Woche vergeht ohne einen Paukenschlag an der Börse. Erst verfehlt SAP die Erwartungen der Analysten und wird gnadenlos abgestraft: Der Abverkauf mit Kurslücke bei SAP letzte Woche war an Marktkapitalisierung mehr, als die vier Dax-Unternehmen MTU Aero Engines, Covestro, HeidelbergCement und Deutsche Wohnen überhaupt an Marktkapitalisierung haben.
Und dann wurde dies nun gestern vom geplatzten Börsengang bei Alibaba in den Schatten gestellt;
mehr als 100 Milliarden Marktkapitalisierung verpuffte beim chinesischen Onlinegiganten. Das ist ungefähr die aktuelle Marktkapitalisierung von Deutschlands Vorzeige-Unternehmen SAP. Doch aus dem Schatten der Megakursverluste bietet sich auch immer wieder die Chance, günstige Einstiege bei den aktuellen Abverkäufen zu finden, genauso wie die Goldkonsolidierung genutzt werden sollte.
Lesezeit: ca.
2 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
US01609W1027
Triumph Gold – Wenn Gold aufdreht, dann …
Wenn Gold die seit August 2020 anhaltende Korrektur beendet und wieder aufdreht, dann werden alle Investoren von Goldaktien, sei es Goldproduzenten, Golddeveloper oder Goldexplorer, mit einem Hebel auf den Goldpreis durchstarten. Dass dieser Hebel in beide Richtungen gilt, konnte jeder seit August 2020 (gerade bei den Explorern) sehen. Die Aktie von Triumph Gold (ISIN: CA8968121043, WKN: A2DK8F, Symbol: 8N61) markierte im Vergleich zu Gold bereits Ende Juli 2020 das diesjährige Hoch und das ca. eine Woche vor dem Goldpreis. Am 27. Juli 2020 notierte die Aktie in der Spitze bei 0,29 Euro. Seitdem verlor sie bis zum 29.10.2020 ca. 58 Prozent, während der Goldpreis im selben Zeitraum nur knapp 11% verlor.
Damit war der Hebel in den letzten Wochen auf den Goldpreis bei einem Faktor von 5,3.
Wenn der Goldpreis in den kommenden Wochen die Konsolidierung beendet und neue Allzeithochs in Angriff nimmt, dann werden gerade Explorer wie Triumph Gold wieder schnell mehrere Hundert Prozent steigen, so wie es auch von März bis Ende Juli 2020 der Fall gewesen ist.
Spekulative Investoren nutzen die Chance, um Positionen bei Triumph Gold aufzubauen.
Alibaba – Börsengang der Ant Group abgesagt
Eigentlich wollte die weltgrößte Handelsplattform Alibaba (WKN: A117ME ISIN: US01609W1027 Ticker: AHLA) am Donnerstag, den 05.11.2020, den Finanzableger des Unternehmens namens Ant Group an die Börsen bringen. Das Börsendebüt sollte 34,5 Milliarden USD in die Kassen spülen und damit der größte Börsengang aller Zeiten werden. Mit AliPay, vergleichbar mit PayPal, betreibt die Ant Group einen der international populärsten mobilen Bezahldienst der Welt. Jedoch setzten die Aufsichtsgremien der Börsen von Shanghai und Hongkong der Börseneinführung ein jähes Ende.
Grund dafür könnte sein, dass Chinas Zentralregierung einen Kontrollverlust über das Finanzsystem Chinas befürchtet und nun den zweitreichsten Mann Chinas ausbremste, denn Alibaba Gründer Jack Ma wurde erst kurz vorher zur chinesischen Zentralbank zitiert.
Doch Alibabas Tochterunternehmen Ant Group ist noch viel mehr als nur AliPay. Zum Finanzarm von Alibaba gehört auch die Kreditvergabe, Versicherungsgeschäfte und die Vermögensverwaltung. Insgesamt wäre die Ant Group mit diesem Börsendebüt 200 Milliarden USD wert gewesen. Goldman Sachs bringt im Vergleich „nur“ 68 Milliarden USD auf die Waage und Morgan Stanley knapp 81 Milliarden USD. Die Aussetzung und Verschiebung des Börsengangs rechtfertigt aber mit Sicherheit nicht die aktuell massiven Kursabschläge bei der Bewertung von Alibaba, denn aufgeschoben heißt nicht aufgehoben.
SAP – Kaufgelegenheit nutzen?
Die Panik bei etlichen Großinvestoren nach der Wirecard-Insolvenz sitzt anscheinend noch tief in der Erinnerung. Anders ist der extreme Kursabschlag über vorletztes Wochenende nicht zu rechtfertigen. Ja, SAP hat die Prognosen zum dritten Quartal 2020 verfehlt und auch die Wachstumsaussichten der nächsten drei Jahrw sind gedämpft. Im Wesentlichen sind aber die langfristigen Ziele des Unternehmens und die Unternehmensstrategie mit starkem Cloud-Fokus richtig. Mittels Cloudabos und Wartungsverträgen wird SAP nach wie vor stabil Geld verdienen und durch die starke Fokussierung auf die Cloudanwendungen wird der Anteil der stabilen Erträge weiter steigen. Das sehen anscheinend auch andere Investoren so und schlagen bei 90 Euro je Aktie bei Deutschlands marktkapitalisierungsstärkstem Unternehmen mit beiden Händen zu. Dennoch sollte bei Investitionen in die SAP Aktie ein StopLoss von 81 Euro gesetzt werden, um sich vor möglichen weiteren Abverkäufen zu schützen.